Nachhaltigkeitsregelungen im Vergaberecht gewinnen an Bedeutung, sind in der Anwendung aber oft undurchsichtig und mit Herausforderungen verbunden, weshalb sich im EU-Projekt CE-PRINCE acht europäische Länder zusammengetan haben, um die europäische Vergabepraxis zu analysieren und daraus praktische Handlungsempfehlungen abzuleiten. Damit soll zwischen 2024 und 2026 ein Beitrag geleistet werden, um grüne bzw. zirkuläre Vergabekriterien zu standardisieren und stärker am Marktgeschehen zu orientieren. Die Perspektive unserer Region wird vertreten durch das Aufbauwerk – die kommunale Projektagentur der Stadt Leipzig und der Landkreise Leipzig, Nordsachsen und Mittelsachsen.
Für diesen Ansatz wurden zunächst benötigte Daten erhoben. Dafür fand im Herbst 2024 eine Online-Befragung in den Partnerregionen statt, die qualitativ mit im Januar 2025 durchgeführten Interviews ergänzt wurde. Befragt wurden Verwaltungen und Unternehmen im Hinblick auf ihre Erfahrungen mit grüner bzw. zirkulärer Beschaffung, wahrgenommene Hindernisse und strukturelle Anpassungen. Der finale Report zeigt u.a. auf, dass Vergabestellen transparentere Vorgaben und Fortbildungsmöglichkeiten wünschen, um auf die wachsenden Anforderungen reagieren zu können. Gleichzeitig wünschen sich Unternehmen mehr direkten Austausch, z.B. in Form von Feedback zu nicht angenommenen Angeboten, um ihre Erfolgschancen steigern zu können. Viele Aspekte grüner und zirkulärer Beschaffung (z.B. lokale Lieferanten, Informationsmöglichkeiten, Teilen interner Ressourcen) sind den verantwortlichen Akteuren weniger bewusst und gerade im deutschsprachigen Raum wird das Thema sehr stark mit Energieeffizienz und Abfallwirtschaft assoziiert.
Der Report wurde einem breit aufgestellten europäischen Experten-Beirat vorgelegt, um die Projektpartner bei ihren Aktivitäten zu beraten. Am 04. März 2025 kamen dafür 18 Personen aus neun Ländern zusammen, um ihre Expertise aus Ministerien, Kommunalverwaltungen und Hochschulen einzubringen – auch die Stadt Leipzig und regionale Fachexperten waren vertreten (u.a. das Amt für Gebäudemanagement, die HTWK und die TU Freiberg). Mit diesem geballten Wissen erarbeitet das Projektkonsortium eine transnationale Strategie mit konkreten Handlungsempfehlungen, die sowohl den Instrumenten der öffentlichen Verwaltung als auch Unternehmen zugutekommen. In den nächsten Schritten wird u.a. ein Kriterienkatalog entwickelt und in Ausschreibungen am Markt getestet, aber auch Informationsmaterialien, Workshops und Veranstaltungen konzipiert, um die Strategie in die Praxis zu führen.